Greenwashing an der FH OST: Klima-Aktivist*innen stören Shell-Vortrag in Rapperswil!
Klimaaktivist*innen der JUSO und des Klimastreiks stören ein öffentliches Seminar von Shell an der Fachhochschule OST in Rapperswil. Sie leisten Widerstand gegen das Greenwashing eines Konzerns, welcher massgeblich für die Klimakrise verantwortlich ist. Globale Mineralölkonzerne dürfen nicht weiterhin Profit aus der Klimakrise schlagen - sie müssen bezahlen!
Gestern Abend haben Klimaaktivist*innen der JUSO St.Gallen und des Klimastreikkollektivs St.Gallen mit einer Störaktion auf die zerstörerische Ölproduktion von Shell aufmerksam gemacht. Vor dem Beginn eines öffentlichen Seminars des Ölkonzerns Shell an der Ostschweizer Fachhochschule OST in Rapperswil, haben die Aktivist*innen ein Transparent mit der Aufschrift "You Shell not pass - Kein Greenwashing an öffentlichen Schulen" ausgebreitet, Parolen gerufen und Flyer verteilt. Der Vortrag zu den "neuesten Entwicklungen im Bereich erneuerbare Energien" wurde von Celine Mahieux, Shells Vizepräsidentin für Energietechnik und für Innovationsexzellenz, auf Einladung des Studiengangs Erneuerbare Energien und Umwelttechnik (EEU) gehalten.
Ein gebrochenes Nachhaltigkeitsversprechen
Die Absurdität eines Seminars zu erneuerbaren Energien, gehalten durch eine der grössten Verursacherinnen der Klimakrise, ist unübersehbar. Als das drängendste Problem unserer Zeit bedroht die Klimakrise unmittelbar die menschlichen Lebensgrundlagen - und Shell ist wesentlich beteiligt. Mit Nachhaltigkeit hat das nichts zu tun.
Die OST hat sich aber selbst zur Nachhaltigkeit verpflichtet: In ihrem Nachhaltigkeits-Versprechen präsentiert sie sich als Hochschule, welche “eine aktive Rolle bei der Förderung nachhaltigen Denkens und Handelns in der Ostschweiz übernimmt”. [1] Und gemäss den in der Eigentümerstrategie festgehaltenen Zielen, achtet die OST “bei all ihren Aktivitäten auf die Grundsätze einer nachhaltigen Entwicklung”.[2] Einem klimazerstörerischen Konzern wie Shell eine Plattform für Greenwashing zu bieten, widerstrebt diesen Versprechen und Grundsätzen klar.
Die Aktivist*innen richten sich deswegen in einem offenen Brief an den Rektor der OST (Prof. Dr. Daniel Seelhofer) und an den verantwortlichen Studiengangsleiter (Prof. Dr. Henrik Nordborg). Sie werden dazu aufgefordert, ihre Verantwortung für kommende Generationen wahrzunehmen: “Die OST darf Shell und anderen klimazerstörenden Grosskonzernen keinen Raum für das Greenwashing ihrer Klimazerstörung bieten”, sagt Noam Schaulin, Raumplanungsstudent an der OST und Geschäftsleitungsmitglied der JUSO Schweiz.
Öl bleibt trotz Greenwashing schwarz.
Shell ist alleine für mehr als 1% aller weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich: Seit 1965 hat der Ölkonzern über 30 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent verursacht.[2] Dabei war Shell schon 1988 in vollstem Bewusstsein über ihren eigenen Einfluss auf die Klimakrise und deren Folgen, wie ein vertraulicher Bericht zeigte. Statt zu handeln, schürte Shell andere Ölkonzerne durch Desinformationskampagnen Zweifel an der Existenz der Klimakrise.[4] Unterdessen versuchen sie seit Jahren die Verantwortung für die Klimakrise an die Konsument*innen abzuschieben, zum Beispiel mit “CO2-Fussabdruck-Rechner".[5] Damit lenken sie von systemischen Zusammenhängen ab und versuchen, Klimaregulationen zu verhindern. Das hat die Bekämpfung der Klimakrise massgeblich gebremst.
Heute wissen Ölkonzerne wie Shell, dass sie nur mit einem grünen Anstrich weiterbestehen können. So präsentiert sich Shell - wie an der gestrigen Veranstaltung - als Vorreiterin erneuerbarer Energien. Ölkonzerne setzen bei der Forschung zu erneuerbaren Energien nur neue Schwerpunkte, um Kritik zu entschärfen. Weiterhin verursachen sie Unmengen an Emissionen und schlagen hauptsächlich aus der klimaschädlichen Ölindustrie Profit. 2023 schüttete Shell einen Gewinn von 19 Milliarden US-Dollar aus, 2022 gar einen Rekordgewinn von 42 Milliarden US-Dollar.[6] Es zeigt sich: Die Reichsten profitieren von der Klimakrise und feuern sie für ihre eigenen Profite weiter an.
Chiara Gerster, Co-Präsidentin der JUSO St. Gallen stellt klar: “Die wirksame Bekämpfung der Klimakrise ist alleine durch einen radikalen Systemwandel und die Zerschlagung klimaschädlicher Grosskonzerne möglich.”
30 Milliarden Tonnen CO2 Emissionen und die massive Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und unserer Zukunft lassen sich nicht einfach greenwashen. Die Klimaaktivist*innen der JUSO und des Klimastreiks leisten Widerstand und stehen für Klimagerechtigkeit ein. Aus diesem Grund fordern sie:
- Kein Greenwashing an öffentlichen Schulen!
- Wer die Klimakrise verursacht hat, muss für sie bezahlen: Shell und Co müssen für die verursachten Schäden aufkommen!
- Es gibt keine grüne Ölproduktion: Verstaatlichung aller Energiekonzerne!
- Keine Investitionen in Klimaschädliche Konzerne am Schweizer Finanzplatz!
- Fossile Brennstoffen ab 2030 verbieten. Ausgenommen sind Bereiche, in welchen sie nicht ersetzbar sind (zB Medizin, Forschung, etc.).
Make Shell pay for climate justice!
Medienkontakt
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Fussnoten
[1] https://www.ost.ch/de/die-ost/organisation/unser-versprechen/nachhaltigkeit
[2] https://www.sg.ch/content/dam/sgch/steuern-finanzen/finanzen/beteiligungsmanagement/eigent%C3%BCmerstrategien/Eigent%C3%BCmerstrategie%20Ost%20-%20Ostschweizer%20Fachhochschule%20vom%2020.06.2023.pdf (Kapitel 3.6 lit. c))
[3] https://www.theguardian.com/environment/2019/oct/09/revealed-20-firms-third-carbon-emissions
[4] https://www.spiegel.de/spiegel/wie-shell-sein-wissen-ueber-den-klimawandel-geheim-hielt-a-1202889.html
[5] https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/nachhaltigkeit/co2-fussabdruck-carbon-footprint-shell-exxon-bp-taeuschung-klima-100.html
[6] https://reports.shell.com/annual-report/2023/consolidated-financial-statements/statement-of-comprehensive-income.html