SVP verhöhnt Vergewaltigungsopfer

12.10.2015

Die SVP empört an ihrer Wahlparty in der Villa Wahnsinn mit unglaublicher Niveaulosigkeit: Wie schon in ihrem Video machen sie sich mit einem "K.O.-Tropfen Shot" über die Zuger Sexaffäre, damit aber auch über Vergewaltigungsopfer generell lustig. Wir nicht. In einem offenen Brief adressieren wir die Verantwortlichen und erwarten eine Entschuldigung und Erklärung. Hier ist der ganze Brief zu lesen.



Offener Brief an die Schweizerische Volkspartei
St. Gallen, 11. Oktober 2015
An
Die Organisierenden der SVP-Wahlkampfparty „Welcome to SVP Party“
Den Klub „Villa Wahnsinn“
Witze über das Thema des sexuellen Missbrauchs
Sehr geehrte Mitglieder der SVP,
sehr geehrte Angestellte in der Villa Wahnsinn,
Gestern Abend veranstaltete die SVP Schweiz im Klub "Villa Wahnsinn" in St. Gallen eine offizielle Wahlkampf-Party. Die Veranstaltung wurde von Politikern und Politikerinnen in hohen Positionen besucht – darunter zum Beispiel die Nationalräte Christoph Mörgeli, Toni Brunner und Lukas Reimann sowie der St. Galler Kantonsrat Mike Egger. Ebenfalls waren einige politische Gegner_innen der SVP anwesend, um sich mit friedlichen Absichten ein Bild des Anlasses zu machen.
Durch sie erreichte noch während der Nacht ein beunruhigendes Foto die Öffentlichkeit. Die SVP bewarb im Partybereich der Villa Wahnsinn einen sogenannten "K.O.-Tropfen Shot" als Spezial-Getränk. Auf dem Blatt, auf dem dieses Getränk angepriesen wird, findet sich auch das Logo der Villa Wahnsinn und der Spruch „Trausch die eh nöd“. Die SVP macht sich damit zum zweiten Mal über K.O.-Tropfen lustig, nachdem sie diese Greze schon vor einigen Wochen in ihrem "Welcome to SVP"-Wahlkampfvideo überschritten hatte. Und die Villa Wahnsinn unterstützt diese unglaubliche Geschmackslosigkeit mit ihrem Logo.
Wir sind über diesen Umgang mit dem Thema des sexuellen Übergriffs empört. Die SVP spielt klar auf den Vergewaltigungs- und K.O.-Tropfenvorwurf aus der Zuger Politszene an, was wir zutiefst verurteilen, vor allem, da der Fall und seine Behandlung noch heute Fragen aufwerfen. Doch die SVP geht über die Grenzen eines einzelnen Falles hinaus. Sie zeigt auf niederste Art und Weise, dass sie die Realität von K.O.-Tropfen ganz allgemein verneint. Sie disrespektiert das ernste Thema der sexuellen Übergriffe und verletzt damit direkt jede Betroffene und jeden Betroffenen eines solchen Falles.
Wir erwarten von der SVP keine Politik, mit der wir einverstanden sind. Wir erwarten keine Korrektheit. Aber wir erwarten eine grundlegende Menschlichkeit im Umgang mit Opfern eines Verbrechens. Darum fordern wir von der SVP sowie den Verantwortlichen der Villa Wahnsinn eine Erklärung für diesen unangebrachten Zettel sowie eine Entschuldigung.
Gezeichnet:
Viviane Schindler, Vorstand JUSO St.Gallen
Nati Janssen, Co-Präsidium JUSO St.Gallen
Andrea Scheck, Geschäftsleitung JUSO Schweiz