JUSO sucht die Menschenwürde im St. Galler Nothilfezentrum - und findet keine

08.09.2023

8. September 2023: Die JUSO St. Gallen macht im Rahmen einer Wahlkampfaktion auf die menschenunwürdigen Bedingungen im Schweizer Asylwesen aufmerksam. Dazu verteilt sie in Sargans ein Büchlein zum Nothilfezentrum Sonnenberg in Vilters.

Download Büchlein

Die JUSO St. Gallen fordert hinsichtlich der nationalen Wahlen im Herbst eine menschenfreundliche Migrationspolitik. Für die Jungsozialist*innen ist klar: Wer die gefährliche Flucht von seinem Heimatort auf sich nimmt, hat einen Grund. Ob dieser Krieg oder eine Hungersnot, politische Verfolgung, die wirtschaftliche Situation oder die Klimakrise ist, welche das Leben in der Heimat verunmöglicht, darf keine Rolle spielen. Sind die Geflüchteten auf der Flucht nicht gestorben, erwartet sie in der Schweiz ein langjähriges Verfahren. Neben der Ungewissheit sind die Lebensbedingungen während der Wartezeit auf den Bescheid und nach diesem unerträglich. So sagt Chiara Gerster, Nationalratskandidatin der JUSO: “Es kann nicht sein, dass Menschen, die aufgrund der Krisen unserer Welt zur Flucht gezwungen wurden, so behandelt werden. Refugees are welcome here!”

Die JUSO hat deshalb am Donnerstag in der Sarganser Altstadt ein Büchlein verteilt, das auf die menschenunwürdigen Lebensumstände von abgewiesenen Asylsuchenden im Ausreise- und Nothilfezentrum Sonnenberg in Vilters hinweist. Das Titelblatt des Büchleins prägt ein Suchbild mit der Frage: “Findest du die Menschenwürde?” Den Menschen im Sonnenberg werden heute Privatsphäre, ein sinnstiftendes Tagesprogramm, die Möglichkeit zur Integration und angemessene finanzielle Ressourcen verwehrt. “Ein humanes Leben ist im Nothilfezentrum Sonnenberg nicht möglich. Menschen müssen wie Menschen behandelt werden!”, so Sheyenne Hartmann, Nationalratskandidat*in der JUSO St. Gallen.

Im Büchlein beschreibt die JUSO, dass essenzielle Grundlagen für ein würdiges Leben fehlen. Im Nothilfezentrum Sonnenberg erhalten die Asylsuchenden nur das absolute Minimum an staatlicher Unterstützung, welches jedem Mensch grundrechtlich zusteht. Diese Nothilfe wird einzig in Naturalien geleistet, Geld wird keines ausgezahlt und die Asylsuchenden unterstehen einem Arbeitsverbot. Die nächste Bushaltestelle liegt einen Fussweg von 30 Minuten entfernt. Die Menschen im Sonnenberg leiden unter konstanter Langeweile und Angst vor einer Festnahme.

Die Gestaltung des Büchleins erinnert an ein Kinderbuch. Denn die unmenschlichen Lebensumstände im Nothilfezentrum treffen Kinder oft besonders hart. Sie werden teilweise in das perspektivlose und abgeschottete Leben im Sonnenberg hineingeboren. Die Kinder wachsen in der Schweiz auf und besuchen die zentrumsinterne Schule - ohne Aussicht hier je arbeiten und ein selbstbestimmtes Leben führen zu dürfen.

“Die Situation für Geflüchtete ist unhaltbar! Dies ist Resultat der jahrelangen Angriffe der bürgerlichen Politik, die Migrant*innen, basierend auf Herkunft und finanziellem Status, Menschenwürde zu- oder abspricht”, so Rui Bechtold, Nationalratskandidat der JUSO. Ausserdem sind gewalttätige Übergriffe gegen Geflüchtete keine Seltenheit, sondern haben System. So fordert die JUSO massive Mehrinvestitionen in das Schweizer Asylwesen zugunsten der Geflüchteten. Der Staat soll den Betrieb der Asylunterkünfte und -zentren in die eigene Hand nehmen, statt das Leid mit Privatisierungen zu verschlimmern. Alle Menschen haben ein würdiges Dasein mit Aussicht auf eine lebenswerte Zukunft verdient!

Kontakt

Anna Miotto
Co-Präsidentin JUSO St. Gallen, Listenplatz 1
info@jusosg.ch
+41 78 768 21 76

Léonie Schubiger
Co-Präsidentin JUSO St. Gallen, Listenplatz 2
+41 76 816 95 00